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Was ist Mica & wie entsteht es?

Mica ist Latein und bedeutet glänzen oder glitzern. Im Englischen wird Mica für Glimmer-Minerale verwendet. Klingt erstmal harmlos oder? Mica oder auch Glimmer fasst eine Gruppe von Mineralien zusammen. Diese werden häufig in Kosmetikprodukten wegen ihres schönen Schimmereffekts verwendet. Die Mineralien der Glimmergruppe sind nämlich relativ weiche Mineralien.

Was ist Mica? Und worin liegt die Problematik mit Glitzer in unserer Kosmetik...
Was ist Mica? Und worin liegt die Problematik mit Glitzer in unserer Kosmetik? Wir haben die Fakten und Antworten zum Dilemma mit Glimmer!  © GettyImages / AleksandarNakic

Mica: Woher kommt es & wie wird es verwendet?

Die populärsten Vertreter sind Muscovit, Phlogopit, Biotit, Damourit, Alurgit, Annit, Gilbertit, Mariposit und Fuchsit. All die natürlichen Minerale glitzern und kommen als gesteinsbildendes Mineral in Granit, Sandstein, Glimmerschiefer, Marmor und Gneis vor. Obwohl die Mineralien in rund 35 Ländern vorkommen, sind die großen Mica-Exporteure Madagaskar, Indien, China und Brasilien. Klingt immer noch nach einem harmlosen Naturprodukt, oder? 

Das von der Beauty-Industrie wegen seines coolen Glitzer-Effekts verwendet wird. Zum Beispiel steckt Glimmer in Rouge, Puder, Lippenstiften, Lidschatten und Nagellacken, aber auch in Seife, Duschgel und Kinderzahnpasta.

Wenn ein Produkt Glimmer enthält, dann ist es mit der INCI-Nummer (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients, Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) CI 77019 gekennzeichnet oder einfach mit der englischen Bezeichnung Mica.

Was genau ist Mica und wie entsteht es und woher kommt es? Wir haben die Antw...
Was genau ist Mica und wie entsteht es und woher kommt es? Wir haben die Antworten und informieren im Beauty-Artikel über Glitzer-Pigmente in Make-up und Kosmetik-Pflegeprodukten.  © GettyImages / zeynep-boğoçlu

Ist Glimmer schädlich?

Als Inhaltsstoff ist Glimmer unbedenklich. Der natürliche glitzernde Zusatz im Produkt schadet Haut, Haar und Zähnen nicht. Klingt soweit immer noch alles ganz harmlos. Was ist nun das große Problem am schwer kritisierten Rohstoff Mica?

Mica: Das große Dilemma 

Auch wenn Glimmer für den Endkonsumenten ungefährlich ist, stellt es für die Arbeiter, welche die Mineralien abbauen sollen, eine große Gefahr dar.

In den indischen und chinesischen Mica-Minen herrschen häufig alarmierende Bedingungen. Die Hilfsorganisation Terre des Hommes gab bekannt, dass rund 22.000 Kinder in indischen Minen Glimmer abbauen. Darunter sogar vierjährige. Viele Mütter sind gezwungen auch ihre Säuglinge und Kleinkinder mit zur Minenarbeit zu bringen. Der größte Teil der Minen ist illegal. Hier werden bis zu 20 Meter tiefe Löcher gegraben, aus denen ohne weitere Sicherung schimmernde Glimmer-Mineralien geholt werden. Oft kommt es zu Mineneinbrüchen. Kinder und Erwachsene arbeiten zwölf Stunden lang in Staub und Hitze, erkranken oder sterben bei der Arbeit.

Selbst, wenn die arbeitenden Kinder Unfälle überleben, tragen sie Erkrankungen der Atemwege, eine Staublunge und Verletzungen wie Schnittwunden oder Brüche davon. Während der Arbeit bekommen sie kein Wasser, sind extrem dehydriert, dazu anämisch und unterernährt. Viele leiden an Infektionskrankheiten wie Tuberkulose.

Terre des Hommes erklärt weiter, dass die Zahl der Minenkinder seit Ausbruch der Corona-Pandemie zugenommen hat. Schulen wurden geschlossen, Schulspeisungen fielen aus und Kinder müssen für den Erhalt der ganzen Familie ihren Beitrag leisten. Gleichzeitig fiel der Tageslohn auf 1,90 Dollar, weit unter die Armutsgrenze.

Ob in Make-up oder Pflegeprodukten – Glitzer-Pigmente sind (leider) in unsere...
Ob in Make-up oder Pflegeprodukten – Glitzer-Pigmente sind (leider) in unserer Kosmetik nicht mehr wegzudenken. Warum dies zu einem Dilemma Glimmer führt, steht im Beauty-Artikel. © GettyImages / NadinPanina

Was tun gegen Mica?

Nun ist Kinderarbeit unter 18 Jahren zwar gesetzlich verboten, aber in illegalen Minen gibt es keine Kontrollen und keinen Arbeitsschutz, der die Kinder davor bewahren würde.

Internationale Kosmetikunternehmen kennen das Problem, wissen von der Kinderarbeit in den Mica-Minen und den unmenschlichen Arbeitsbedingungen für alle Arbeiter. Die Responsible Mica Initiative (RMI) soll dagegen vorgehen und hat es sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2023 nur noch Glimmer aus legalen Minen verwendet werden soll. Die Mitglieder der Initiative sind unter anderem H&M, L’Oréal, Merck, BASF, Sephora und The Body Shop. 

Terre des Hommes unterstützt die RMI. Sie fordern mehr Transparenz und die Einhaltung sicherer humaner Standards in den Mica Minen. Kinderarbeit soll ganz aus den Mica-Lieferketten verschwinden.

Glitzer, Glimmer, Mica – wir alle mögen die shiny & glowy Glitter-Effekte...
Glitzer, Glimmer, Mica – wir alle mögen die shiny & glowy Glitter-Effekte in unserem Make-up. Doch wisst Ihr auch, warum die Glitzer-Pigmente eigentlich sehr verwerflich sind? Wir verraten es euch im Beauty-Artikel.  © GettyImages / SolStock

Fazit

Mica steckt sowohl in Naturkosmetik als auch in konventioneller Kosmetik.

Du kannst es auf der Liste der Inhaltsstoffe schnell und sicher erkennen. Allerdings steht dort nicht, aus welchem Land die Glimmer-Mineralien stammen und unter welchen Bedingungen es geschürft wurde. Denn bisher gibt es noch kein Siegel, Logo oder Zertifikat, das die Gewinnung von Mica kontrolliert und kennzeichnet.

Du kannst vor dem Kauf eines Produkts checken ob der Hersteller Mitglied in der RMI ist. Der sicherste Weg, Kinderarbeit und illegale Minen nicht weiterhin zu unterstützen, ist allerdings auf Produkte mit dem Inhaltsstoff vorerst ganz zu verzichten.

Manche Hersteller haben bereits Alternativen gefunden und setzen stattdessen pflanzliche oder synthetische Stoffe ein. Wie etwa Glitzer aus Zellulose oder Bio-Kunststoffe, welche allerdings auch umstritten sind, da sie nicht alle biologisch abbaubar sind.

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