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Hauen dich K.o.-Tropfen wirklich um? Wir haben es getestet

  • Veröffentlicht: 09.11.2019
  • 12:00 Uhr
  • Alena Brandt

Tatort Club: Hier werden K.o.-Tropfen in Drinks gemischt. Unsere Reporterin ließ sich die gefährliche Substanz verabreichen. Plus: So schützt du dich.

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Das Wichtigste zum Thema K.o.-Tropfen

  • Die Knockout-Wirkung der Tropfen setzt nach 10 bis 20 Minuten ein und hält bis zu 4 Stunden. Die Substanz ist beinahe farblos und geschmacksneutral. So gelingt es, die Tropfen unbemerkt in Getränke oder Speisen zu mischen.

  • Täter suchen sich meist Frauen als Opfer, um sie sexuell zu missbrauchen. Bei Männern kommt es vor, dass sie wehrlos gemacht und ausgeraubt werden. Am nächsten Tag erinnern sich die Betroffenen an wenig bis gar nichts.

  • Als Basis für K.o.-Tropfen dient oft GBL (Gamma-Butyrolacton). Im Körper wandelt sich GBL zur berauschenden Substanz GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) um. GHB fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. Der Ersatzstoff GBL hingegen ist frei verkäuflich und wird für Medikamente, Pflanzenschutz- und Putzmittel verwendet.

  • Bei geringer Dosis wirst du euphorisch, enthemmt und fühlst dich wie beschwipst. Bei hoher Dosis bekommst du Übelkeit, Brechreiz, Sehstörungen und Bewusstseinsverlust. Eine Überdosierung ist lebensgefährlich.

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K.o.cktail: Wie kann ich mich vor der Gefahr im Glas schützen?

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  • Suche Orte mit hohem Risikofaktor wie Bars, Clubs und Diskotheken nicht allein auf. Folge Unbekannten nicht in Hotelzimmmer oder Wohnungen.
  • Lass Getränke und Speisen nicht unbeobachtet stehen.
  • Nimm keine Drinks von Fremden an, vor allem keine offenen Getränke.
  • Lass das Glas lieber halbvoll stehen, wenn unklar ist, ob eine unbekannte Person Zugriff darauf hatte.
  • Treten Symptome wie Übelkeit auf, sprich am besten Freunde, Bekannte oder das Kneipen-Personal an und bitte um Hilfe.

Armband gegen K.o.-Tropfen: Hilft das tatsächlich?

Ein Drinkcheck-Armband aus dem Drogeriemarkt soll als Schnelltest für die bewusstlos machende Substanz GHB in Getränken dienen. Dafür gibt es zwei Testfelder auf dem Armband, auf die der Nutzer Flüssigkeit aus seinem Getränk träufeln kann. Wenn sich das Testfeld innerhalb von 2 Minuten blau färbt, spricht das für GHB im Glas. Fällt das Ergebnis negativ aus, gilt dennoch keine Entwarnung. GHB ist nur eine von mehreren Substanzen, die als K.o.-Tropfen im Umlauf sind.

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Tatort Club: Wie gefährlich ist es in der Partyhochburg Berlin?

Eine Frau wacht halbnackt im Park auf. An die vergangene Nacht fehlt ihr jede Erinnerung. Filmriss! Sie kann nicht zuordnen, was passiert ist. Solche Geschichten passieren in der Party-Metropole mit steigender Tendenz - wie Fallzahlen im Zusammenhang mit K.o.-Tropfen aus der Polizeistatisik Berlin zeigen.

Zudem ist die Dunkelziffer hoch. Oft schämen sich Betroffene. Die Ungewissheit darüber, was geschehen ist, hält sie von einer Anzeige bei der Polizei ab. Um Partygänger auf die Gefahr im Glas aufmerksam zu machen, startete in Berlin 2019 eine Kampagne gegen K.o.-Tropfen mit Info-Aufstellern in Hotels und der Gastro-Szene.

So verhältst du dich, wenn ...

… du den Verdacht hast, dass dir jemand K.o.-Tropfen untergemischt hat: Auf keinen Fall weiter trinken oder essen. Bitte andere um Hilfe - und lass sie über den Notruf 112 Hilfe holen. Was du sonst noch tun solltest: Bewahr den verdächtigen Drink auf, damit er später auf berauschende Substanzen untersucht werden kann.

… du mit einem Filmriss aufwachst und Verletzungen an dir entdeckst, die auf Missbrauch schließen lassen: Nicht duschen und die Kleidung nicht waschen. Das hilft Ermittlern, wichtige Spuren zu sichern. Schnellstmöglich eine Urin- und Blutprobe nehmen lassen. K.o.-Tropfen lassen sich nur wenige Stunden im Körper nachweisen: Im Blut etwa 5 bis 8 Stunden, im Urin 8 bis 12 Stunden. Anzeige bei der Polizei erstatten. Beratungsstellen für Opferschutz wie der Weiße Ring oder der Frauennotruf bieten Unterstützung an - von psychologischer Nachsorge bis zum Rechtsbeistand.

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Liquid Ecstasy – hat das was mit der Partydroge zu tun?

GBL und GHB werden oft auch als „Liquid Ecstasy" bezeichnet. Die Substanzen sind aber weder chemisch noch toxikologisch mit Ecstasy (MDMA) verwandt. Der Name beruht darauf, dass sie meist in flüssiger Form in Fläschchen angeboten werden. Die Substanzen beeinflussen Schlaf- und Wachzustände. Sie können bewusstlos machen. Besonders gefährlich ist die Kombination von Liquid Ecstasy und Alkohol, die Wirkung ist dann kaum kalkulierbar.

Rechtslage: Was können Betroffene tun?

  • Jemandem K.o.-Tropfen zu verabreichen, gilt als gefährliche Körperverletzung, da die Stoffe fatale Auswirkungen auf den Körper haben.
  • Ein sexueller Übergriff im Zusammenhang mit dem Betäubungsmittel fällt je nach Sachlage unter Missbrauch widerstandsunfähiger Personen und Vergewaltigung.
  • Opfer können Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Wichtig ist es, rechtzeitig Beweise zu sichern.
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