Verhindert Asthma-Spray schwere Corona-Verläufe?
- Veröffentlicht: 14.04.2021
- 17:00 Uhr
- Galileo
Das kortisonhaltige Asthma-Spray Budesonid scheint das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf drastisch zu senken. Alles zur Studie und was Experten:innen dazu sagen, erfährst du hier. Im Clip: Diese Entdeckung treibt die Entwicklung von Corona-Medikamenten voran.
Das Wichtigste zum Thema Asthma-Spray gegen Corona
- Kortisonhaltige Inhalations-Sprays gehören seit Jahren zur Standard-Therapie bei Asthma. Sie verringern die Entzündungen in den Atemwegen. Die Schleimhäute in den Bronchien schwellen ab, und die Betroffenen haben weniger Luftnot. 
- Eine neue britische Studie zeigt, auch bei Covid-19 könnten diese Medikamente helfen: Das Risiko für einen schweren Corona-Verlauf war bei Patienten:innen, die täglich zweimal das kortisonhaltige Asthma-Spray Budesonid inhalierten, um 90 Prozent reduziert. 
- Zudem verkürzte sich durch Budesonid die Krankheitsdauer bei milden Verläufen um einen Tag, und die Patienten:innen hatten seltener und kürzer Fieber. Die frühzeitige Behandlung mit Kortison-Spray könnte auch Long-Covid-Folgen verhindern. 
- Die Behandlung mit Budesonid als Inhalations-Spray ist einfach, gut untersucht und verträglich. Nebenwirkungen sind möglich, aber nicht schwerwiegend. So kommt es etwa vermehrt zu Heiserkeit, Husten und zu Pilz-Infektionen im Mund. 
- Experten:innen weltweit halten die Studie für vielversprechend. Sie fordern nun eine große Untersuchung mit zahlreichen Teilnehmern:innen, um die Ergebnisse zu bestätigen. Danach könnte eine allgemeine Empfehlung für die Behandlung von Covid-Patienten mit Budesonid abgegeben werden. 
Die Studie im Detail
Zahlreiche Daten zeigen: Schwerkranke Corona-Patienten:innen leiden seltener an Asthma oder der Lungenkrankheit COPD. Ob es damit zusammenhängt, dass sie oft Kortison-Sprays nutzen, wollten Sanjay Ramakrishnan von der Oxford University und seine Kollegen:innen überprüfen.
Was dafürsprechen würde: Labor-Untersuchungen deuten darauf hin, dass inhalatives Kortison die Vermehrung von SARS-CoV-2 in den Atemwegen reduziert.
An der Studie nahmen 146 Corona-Patienten:innen aus Großbritannien teil. Sie hatten im Schnitt bereits seit 3 Tagen (maximal seit 7 Tagen) milde Symptome wie Fieber, Husten oder Kopfschmerzen.
- Die Hälfte der Erkrankten bekam eine Standard-Behandlung beispielsweise mit Paracetamol oder Ibuprofen. 10 von ihnen litten unter heftigen Beschwerden und mussten ins Krankenhaus.
- Die anderen 73 inhalierten zweimal am Tag Budesonid. Von ihnen musste nur eine Person wegen schwerer Symptome stationär behandelt werden.
- Zudem erholten sich die Teilnehmer:innen der Budesonid-Gruppe um rund einen Tag schneller. Den meisten ging es nach 7 Tagen wieder besser. Fieber hatten sie im Vergleich zur Gruppe ohne Kortison-Spray seltener und kürzer.
Gut zu wissen: Finanziert wurde die Studie vom National Institute for Health Research und dem Pharmakonzern AstraZeneca. Die Forscher:innen betonen, dass das keinen Einfluss auf ihre Untersuchung hatte.
Für Karl Lauterbach ist die Studie ein Game-Changer
Auf Twitter schreibt Gesundheits-Experte Lauterbach: "Die Ergebnisse machen klinisch Sinn, weil die antientzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann. Zusätzlich sinkt wahrscheinlich sogar die Wahrscheinlichkeit für #LongCovid, darauf deuten die Ergebnisse hin. Es gibt kaum Nebenwirkungen." Als Hausarzt würde er Corona-Patienten Budesonid verschreiben, wenn sonst nichts dagegen spricht.
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Typische Covid-19-Symptome
Dexamethason hat sich bereits bewährt
Schon seit Längerem ist bekannt, dass das Kortison Dexamethason schwere Covid-Verläufe positiv beeinflussen kann und das Sterberisiko nachweislich senkt. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt das Mittel bei Sauerstoff-Gabe und einer Krankheitsdauer von über 6 Tagen.
Bisher gibt es kein Medikament, dass die Corona-Viren einfach abtötet oder ihre Vermehrung stark hemmt. Das Gleiche gilt für viele andere Virus-Erkrankungen wie Masern oder FSME. Warum das so ist - und welche Mittel den Corona-Verlauf zumindest mindern können, erfährst du hier.