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Der Jetstream: Wettergott der Atmosphäre

  • Veröffentlicht: 16.07.2021
  • 13:00 Uhr
  • Sven Hasselberg

Die Erde ist von 4 Starkwindbändern in der Atmosphäre umgeben. Wie sie unser Wetter beeinflussen und sich durch den Klimawandel verändern.

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Das Wichtigste zum Thema Jetstream

  • Der Jetstream ist ein Starkwindband, das mit durchschnittlich 400 Stundenkilometern Geschwindigkeit in der Erdatmosphäre weht. Das ist fast 4-mal so stark wie ein Orkan. Der Jetstream wird auch Strahlstrom genannt.

  • Das Band ist mehrere 100 Kilometer breit und wickelt sich einmal um die Erde. Insgesamt gibt es 4 Jetstreams, jeweils 2 auf der Nord- und Südhalbkugel. Jede Halbkugel besitzt einen Polarjet und einen Subtropenjet.

  • Der Polarjet entsteht dort, wo kalte Polarluft und warme subtropische Luft aufeinandertreffen. Der Jetstream beeinflusst unser Wetter. Bei uns in Europa ist der Polarjet der Nordhalbkugel für Hoch- und Tiefdruckgebiete zuständig.

  • Der Jetstream bläst nicht einfach gerade von Westen nach Osten, sondern kann sich in Äste aufspalten und schlängelt sich in Wellenbewegungen. Wie die unser Wetter bestimmen und welche Auswirkungen der Klimawandel darauf hat, erklären wir dir hier.

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So beeinflusst der Jetstream unser Wetter

Der Jetstream entsteht dort, wo kalte und warme Luft aufeinandertreffen. Durch den unterschiedlichen Luftdruck dieser Massen und die Kraft der Erdrotation entsteht ein Zug, der den Jetstream immer von Westen nach Osten blasen lässt. Der Subtropenjet ist dabei weniger stark als der Polarjet. Dieser wird besonders vom Polarwirbel beeinflusst.

Die Polarwirbel sind "Höhentiefs", also Tiefdruckgebiete, die durch das Sinken kalter Luft gebildet werden. Dadurch erhöht sich der Luftdruck am Boden.

Bei einem starken Polarwirbel gerät auch der Jetstream ins Schlingern, er "mäandert". Das Band verläuft also nicht gerade durch die Atmosphäre. In seinen Ausbuchtungen kann sich nun warme Luft, also ein Hoch, auf der Landkarte weiter nach Norden schieben.

In die andere Richtung schiebt sich kalte Luft, also ein Tief, weiter nach Süden. Dadurch entsteht unser typisches Mischwetter in Europa. Die folgende Grafik veranschaulicht dir das.

Die Erwärmung durch den Klimawandel wirkt sich besonders stark auf die Arktis aus: Der Temperatur-Unterschied Richtung Äquator verringert sich. Das wiederum beeinflusst nicht nur die Stärke des Jetstreams, sondern auch seine Bahnen und die Wellenbewegungen des Bandes.

Die Folge sind stärkere Kälteeinbrüche, die auch weiter nach Süden reichen, aber auch stärkere Hitzewellen, die weiter nach Norden vorstoßen.

Der Jetstream einfach erklärt: 4 Bänder in der Atmosphäre (Quelle: wetteronline)

Vier Bänder in der Atmosphäre
Vier Bänder in der Atmosphäre© Galileo
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Berühmte Winde

🌧 Monsun: In Süd- und Südostasien bestimmen diese Winde die Regenzeit. Sie ändern ihre Richtung ungefähr halbjährlich. Im Sommer weht der Wind vom Meer aufs Land und bringt den Regen mit. Im Winter weht er vom Land aufs Meer, und es ist meist trocken.

🌬 Passat: Verschiedene Winde, die in der Nähe des Äquators von Osten nach Westen wehen, bilden das System der Passatwinde. Über dem Äquator steht die Sonne fast senkrecht und erhitzt die Luft, die aufsteigt. Dann bewegt sie sich in Richtung der Wendekreise und kühlt wieder ab.

🏔 Föhn: An den Alpen trifft er auf das Gebirgsmassiv, steigt auf, erwärmt sich und sinkt dann auf der vom Wind abgewendeten Seite als warmer Fallwind wieder in das Vorland ab. Bei vielen Menschen verursacht er Kopfweh oder Schwindel.

🏜 Schirokko oder Scirocco: Dieser afrikanische Wind weht von der Sahara in Richtung Mittelmeer. Er ist heiß und kann Orkanstärke erreichen. Oft wirbelt er so viel Staub auf, dass er als Sandsturm den roten Sahara-Sand weiterträgt.

🏖 Levante: Er bekam seinen Namen von der spanischen Ostküste und deren Hinterland, der Levante. Dort entsteht der warme Wind auch und drückt sich dann durch die Straße von Gibraltar auf den Atlantik hinaus. Mit normalen Windstärken zwischen 3 und 5 ist er eher zahm.

🏞 Mistral: Dieser französische Fallwind weht durch das Rhone-Tal auf das Mittelmeer hinaus. Von Natur aus eher kühl, ist er im Sommer wie Winter gleich stark in Aktion und kann zum Orkan anschwellen.

Bora: Besonders Segler vor Kroatien kennen die Bora gut: ein kalter Fallwind, der an der Adria-Küste auftritt. Stürmische Böen können 250 Stundenkilometer erreichen. Im Sommer dauert die Bora oft nur wenige Stunden, im Winter schon mal 14 Tage.

Die 12 Windstärken von Stille bis Orkan

Die Windgeschwindigkeit wird meist mit der Beaufort-Skala verdeutlicht. Sir Francis Beaufort sorgte in den 1830er-Jahren dafür, dass seine Einteilung der Windstärken bei der britischen Marine eingesetzt wurde. Daher trägt die Skala seinen Namen.

Die Skala half, Windstärken auch ohne Messgerät anhand von bestimmten Geschehnissen zu kategorisieren. Windstärke 0, also unter einem Stundenkilometer, herrscht beispielsweise, wenn Rauch in gerader Linie aufsteigt. So staffeln sich die Stärken von 0 bis 12.

Stärke 3, eine schwache Brise von 12 bis 19 Stundenkilometer, bedeutet, dass dünne Zweige sich bewegen.

Starker Wind bläst bei Stärke 6 mit 39 bis 49 Stundenkilometern, bei denen Schirme nur noch schwer zu halten sind.

Sturm gilt ab Stärke 9 mit 75 bis 88 Stundenkilometern. Hier brechen Äste von Bäumen, an Häusern treten leichte Schäden auf. 12 ist dann der Orkan, der mit über 118 Stundenkilometern schwere Verwüstungen anrichtet.

Heute können Meteorologen mit Messgeräten die Geschwindigkeiten natürlich ganz genau messen, früher war die Einteilung nach den Auswirkungen des Windes wichtiger und anschaulicher. So gibt es auch eine Beaufort-Skala See, die genau beschreibt, wie sich bei welcher Stärke die Wellen auf dem Meer verändern.

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Galileo

100 Sekunden - extreme Wetterlagen

Seit zwei Wochen hält die Jahrhundertflut Deutschland in Atem. Und für die nächste Woche werden Temperaturen über 30 Grad vorausgesagt. Wissenschaftler vermuten, dass solche Extremwetterlagen in Zukunft häufiger werden. Woran das liegt und wo auf der Welt das Wetter den Menschen zur Zeit sonst noch ordentlich zu schaffen macht – in 100 Sekunden sind sie auf dem neuesten Stand.

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Orkan, Hurrikan, Taifun oder Tornado – eine windige Verwandtschaft

Genau genommen wird als Orkan heute nur noch ein nordatlantisches Tiefdruckgebiet mit Orkanstärke bezeichnet.

Ein Hurrikan ist ein tropischer Wirbelsturm, der im nördlichen atlantischen Ozean und Teilen des Pazifiks vorkommt.

Ein Zyklon wütet hingegen über dem Indischen Ozean oder über dem südlichen Pazifik.

Taifune heißen die tropischen Wirbelstürme in Südost- und Ostasien oder über dem nordwestlichen Pazifik.

Wirbelstürme müssen übrigens nicht unbedingt um eine Achse wirbeln. Anders ist das beim Tornado oder auch   "Twister" mit seiner fast senkrechten Drehachse. Die deutschen Begriffe Wind- oder Wasserhose unterscheiden lediglich, ob er über dem Land oder der See entsteht.

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