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Ein Klo für Kühe? Warum das gut für das Klima wäre

  • Veröffentlicht: 11.06.2022
  • 17:00 Uhr
  • Bianca Leppert

Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe - und extrem viele Treibhausgase. Durch ihre Ausscheidungen - mindestens 50 Kilo pro Tag - produzieren die Wiederkäuer Ausdünstungen, die sogar schädlicher sind als Kohlendioxid. Warum ein Klo für Kühe die Lösung sein könnte.

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Das Wichtigste zum Thema Kuh-Klo

  • Kühe machen ihr Geschäft, wo sie gerade wollen. Sie suchen zum Beispiel nicht wie Katzen ein spezielles Klo auf oder "machen" immer nur in eine Ecke.

  • Eine erwachsene Milchkuh scheidet am Tag 20 bis 30 Liter Urin und 30 bis 40 Kilogramm Kot aus.

  • Das Problem: Vermischen sich Urin und Kot, kann Ammoniak freigesetzt werden. Das indirekte Treibhausgas kann zu Lachgas werden - und das ist noch viel schädlicher als CO2. Wie die Klimaneutralität mithilfe der CO2-Speicherung vorangetrieben wird, liest du hier.

  • Henk Hanskamp aus den Niederlanden hat ein Kuh-Klo erfunden. Damit soll die Entstehung von Ammoniak verhindert werden. Mehr dazu im Clip oben. Auch der neuseeländische Verhaltensbiologe Lindsay Matthews hat eine "Toilette" für die Wiederkäuer erfolgreich getestet und will diese schon bald in andere Länder exportieren.

  • Wissenschaftler:innen fanden bereits heraus, dass Kühe die neurophysiologischen Voraussetzungen und Intelligenz dafür haben, ein Klo zu benutzen.

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Was bringt ein Kuh-Klo?

🌍 95 Prozent der Ammoniak-Gase kommen laut dem Thünen-Institut aus der Landwirtschaft, davon 50 Prozent aus der Rinderhaltung. Kann man sie reduzieren, würde das dem Klima helfen.

🐄 Auch für die Tiere selbst wäre das Kuh-Klo ein Vorteil. Denn der Schmutz ist ungünstig für die Klauen- und Euter-Gesundheit.

Gute Kuh, böse Kuh: So trainiert man Kühe

Wie bringt man Kühen bei, eine Toilette zu benutzen? Das fragten sich die Wissenschaftler:innen des Gemeinschaftsprojekts der Universität Auckland (Neuseeland), des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung in Celle und des Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Lösung: ein Belohnungs-Bestrafungs-System. Als Belohnung gab es 40 Gramm gequetschte Gerste. Bei Urin-Ausscheidungen außerhalb des Klos gab es für die Kühe eine kurze Dusche - die mögen sie nämlich nicht gern. Nach mehreren Durchgängen hatten die Wissenschaftler:innen laut eigenen Angaben elf von 16 Tieren gelernt, das Kuh-Klo, genannt "Moo Loo" ("Muh-Klo"), selbstständig zu benutzen.

In dem Versuch trainierten die Kälber mit sogenannte Latrinen, also Behelfs-Klos. Die sind zwei auf zwei Meter groß, haben grüne Plastikwände an drei Seiten und zwei Tore an der anderen Seite. Als Spritzschutz dient eine durchlässige grüne Kunstrasen-Matte am Boden.

Später muss sichergestellt werden, dass der Kot in der Latrine vom Urin getrennt wird. Das stand bei diesem ersten Versuch aber nicht im Fokus. Es ging vielmehr darum, ob die Kühe überhaupt lernen können, die Latrine zu nutzen.

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So sieht es aus, wenn eine Kuh die Toilette benutzt

Ein Kalb benutzt die spezielle Toilette - und wird am Ende dafür belohnt.

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Funktioniert das Kuh-Klo in der Praxis?

Das muss sich noch zeigen. Die Schwierigkeit: Der Bauer kann nicht tagelang im Stall stehen und alle Tiere im Blick haben, um ihnen das neue Verhalten beizubringen. Jedoch erhoffen sich die Wissenschaftler:innen, dass schon Jungtiere direkt lernen, auf das Kuh-Klo zu gehen.

Um das Kuh-Klo fest im Stall zu integrieren, müssten Milchvieh-Halter:innen ihre Tiere von klein auf darauf trainieren.
Um das Kuh-Klo fest im Stall zu integrieren, müssten Milchvieh-Halter:innen ihre Tiere von klein auf darauf trainieren.© picture-alliance / ZB | Jens Büttner

Die Forscher:innen arbeiten bereits an einem automatisierten Training. Auch ein Einsatz der Latrine auf der Weide ist denkbar. Dort vermischen sich Kot und Urin allerdings nicht so häufig, wie bei der Haltung im Stall.

Und was soll das Kuh-Klo dann kosten? Final kann man das noch nicht sagen. Aktuell sind alle Klos in der Entwicklungsphase. Eine Toilette schätzt das niederländische Forschungs-Team auf etwa 20.000 Euro pro Box (gerechnet auf 25 Kühe pro Box).

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Wie groß wäre der Nutzen?

Eine Kuh produziert täglich rund 40 Liter Urin. Auf die elf Millionen Rinder in Deutschland gerechnet ergibt das 440 Millionen Liter, die Tag für Tag im Boden versickern, Grundwasser, Flüsse und Seen verunreinigen und Treibhausgase verursachen.

Somit könnten Kuh-Toiletten im Verlauf eines einzigen Tages dazu beitragen, den Boden vor Millionen Litern an Ausscheidungen zu bewahren.

Kuh-Toiletten sollen in Zukunft dafür sorgen, dass Mensch und Tier weiterhin in den Genuss sauberer Gewässer kommen können.
Kuh-Toiletten sollen in Zukunft dafür sorgen, dass Mensch und Tier weiterhin in den Genuss sauberer Gewässer kommen können.© picture alliance / ZUMAPRESS.com | Camilo Freedman
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