Millennials
Quarterlife Crisis: Diese Anzeichen deuten auf die Lebenskrise hin
- Aktualisiert: 27.05.2024
- 04:05 Uhr
- Bianca Leppert
Job, Beziehung, Wohnort: Wie du leben willst, liegt in deiner Hand. Zu viele Optionen können aber auch überfordern. Wer den Durchblick im Lebens-Labyrinth verliert, kann in eine Sinnkrise rutschen: Was bei der Quarterlife Crisis hilft und wie du sie erkennst.
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Das Wichtigste zum Thema Quarterlife Crisis
Den Job annehmen oder Weltreise? Stadt- oder Landleben? Diese oder ähnliche Fragen, stellen sich viele Menschen mit Mitte 20 bis Mitte 30.
Die zahlreichen Optionen können überfordern - und zur Quarterlife Crisis führen.
Der Begriff steht für eine Krise nach dem ersten Viertel des Lebens. Sie kann mal ein Jahr oder auch länger dauern.
Der Begriff geht auf die US-Autorinnen Abby Wilner und Alexandra Robbins zurück, die darüber ein Buch geschrieben haben ("Quarterlife Crisis: Die Sinnkrise der Mittzwanziger").
Eine Umfrage von 2020 hat ergeben, dass 47 Prozent der Befragten zwischen 20 und 30 Jahren an einer Quarterlife Crisis leiden.
Mögliche Gründe für eine Quarterlife Crisis
🤩 Die zahlreichen Freiheiten, die wir in unserem heutigen Leben haben, sind oft Fluch und Segen zugleich. Sie können schnell überfordern.
⛈️ Oft schlittern wir in eine Krise, wenn wir das Gefühl haben, irgendwo festzustecken und nicht weiterzukommen - ob in einer Beziehung oder am Arbeitsplatz.
🙍♂️ In der Lebensphase zwischen Mitte 20 und Mitte 30 stellen wir einige Weichen für die Zukunft und fühlen entsprechend besonders hohen Druck, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Stress-Niveau liegt mit Mitte 20 laut Befragungen des britischen Forschers Oliver Robinson oft höher als das in anderen Altersgruppen.
❓ Pünktlich zu runden Geburtstagen schauen wir zurück und ziehen Bilanz, was wir bisher erreicht haben. Ist es nicht das, von dem wir einst geträumt haben, kann uns das ins Grübeln bringen.
Mögliche Anzeichen einer Quarterlife Crisis
- Finanzielle Sorgen
- Zukunftsangst
- Unsicherheit
- Selbstzweifel
- Unzufriedenheit
Die 4 Phasen der Quarterlife Crisis
Der Neurowissenschaftler Oliver Robinson vom britischen University College London führte 2015 eine Studie zu dem Thema durch, wie Menschen eine Quarterlife Crisis durchlaufen. Dabei zeigte sich, dass es möglicherweise vier Phasen gibt. Diese müssen nicht in der Reihenfolge durchlebt werden, es kann auch immer wieder zu Sprüngen in Phasen vor oder zurückkommen.
Aus er Untersuchtung gingen folgende vier Phasen hervor, die die jungen Erwachsenen durchlebten:
Phase 1: Unzufriedenheit. Es entsteht ein innerer Konflikt aufgrund des Wunsches nach Veränderung und einem Gefühl, als Erwachsener zu scheitern.
Phase 2A: Wunsch nach Veränderung. Emotionen stehen im Vordergrund. Oft geht eine Trennung des oder der Partner:in einher, was zu Identitäts-Werwirrung führt.
Phase 2B: Hinterfragen von Entscheidungen. Die betroffene Person hinterfragt sich als Person. Genauso zentral in dieser Phase sind auch das Hinterfragen von der Gesellschaft und weiteren Aspekten.
Phase 3: Umsetzen von Veränderungen. Die Person beginnt, neue Erfahrungen zu suchen. Beispiele dafür sind Jobwechsel oder ein Umzug. In dieser Phase sind Personen oft besonders verletzlich und ängstlich. Fragen wie "Wer bin ich?" oder "Wohin will ich?" sind typisch.
Phase 4: Akzeptanz. Es werden neue Rollen angenommen. Diese sind bewusst und aus eigener Überzeugung gewählt, weswegen sich die Person als authentisches Individuum wahrnimmt.
Quarterlife Crisis: Die 4 Phasen der Sinnkrise
Tipps von Verhaltens-Therapeutin: Das kannst du bei einer Quarterlife Crisis tun
💬 Eine Quarterlife Crisis entsteht wie fast alle Krisen im Leben - wenn uns bei der Erreichung von Zielen neue Hindernisse entgegen stehen und wir sie mit den gewohnten Problemlösungs-Strategien nicht lösen können. Das kann sich schmerzhaft anfühlen. Krisen haben aber den Vorteil, dass wir durch sie wachsen und uns weiterentwickeln.
💬 Um Unterstützung zu bekommen, kann man Freunde und Familie miteinbeziehen. Auch Mentoren oder ein Coach kommen infrage - Menschen, die ähnliche Situationen schon gemeistert haben. Bei Symptomen wie Depression oder Ängsten sowie bei einem Leidensdruck empfiehlt sich professionelle psychologische Unterstützung.
💬 Man kann sich selbst helfen, indem man zum Beispiel eine Entspannungs-Technik lernt oder Sport macht, bei dem man Druck abbauen kann. Auch Achtsamkeits-Techniken, die man zum Beispiel mit Apps lernen kann, sind empfehlenswert. Es geht um eine gute Selbstfürsorge - zum Beispiel mit einem guten Buch in der Badewanne. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass man aus einer Krise auch wieder gestärkt hervorgehen kann.
💬 Was will ich eigentlich? Eine Frage, die viele beschäftigt. Um mehr Bauchgefühl bei Entscheidungen zu bekommen, hilft die Stühle-Technik. Man stellt zum Beispiel drei Stühle auf und weist jedem die jeweilige Option zu, die man hat. Anschließend setzt man sich auf jeden Stuhl und beobachtet, wie es einem dabei geht und wie der Körper reagiert.
💬 Gegen kurzfristige Anspannung hilft zum Beispiel ein Spaziergang in der Natur. Sich aus der Situation rauszuholen und neue Perspektiven zu gewinnen. Meist haben wir uns selbst den inneren Käfig gebaut, und nicht die äußeren Umstände engen uns ein.
👩⚕️ Zur Person: Ulrike Schneider-Schmid, ist Verhaltens-Therapeutin und leitet bis 2025 eine Studienkooperation zwischen der Charité Berlin und der Geburtsklinik des Vivantes am Friedrichshain