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Themenschwerpunkt Ukraine bei "Zervakis & Opdenhövel. Live."

"Zervakis & Opdenhövel. Live.": Was macht der Krieg mit der Seele?

  • Veröffentlicht: 12.04.2022
  • 14:50 Uhr
  • bs
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© picture alliance/dpa | Oliver Dietze

Der Krieg ist für die Ukrainer:innen eine traumatische Erfahrung, an deren Folgen sie noch lange leiden werden. Aber auch Menschen in Deutschland spüren zunehmend Angst, Ohnmacht und Wut. Das ProSieben-Journal fragt nach bei Betroffenen und Expert:innen: Was hilft gegen die seelischen Folgen des Krieges?

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  • Jeden Mittwoch: "Zervakis & Opdenhövel. Live." ist das neue Journal auf ProSieben.
  • Moderiert wird das Format von Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel.
  • Diesmal im Expert:innen-Panel von #ZOL: Psychotherapeut und Angstforscher Borwin Bandelow

Der seit zwei Wochen andauernde Krieg in der Ukraine hat bereits viele Menschen das Leben gekostet, Millionen Ukrainer:innen sind auf der Flucht. Doch auch die Menschen, die nicht direkt betroffen sind, spüren, dass diese Zeit etwas in ihnen verändert hat. "Bei mir macht sich langsam so eine Ohnmacht breit", gibt Moderatorin Linda Zervakis zu; oft wolle sie sich bewusst lösen vom steten Informationsfluss und müsse dann doch immer wieder anschalten, "um diesen ganzen Irrsinn besser zu verstehen".

Selbst ein Experte wie der Angstforscher und Psychotherapeut Borwin Bandelow steht nicht über solchen Gedanken; er schlafe derzeit schlecht und grüble viel, gesteht der Professor bei #ZOL: "Man hat das dumpfe Gefühl, dass da noch etwas kommt, das uns auch betreffen könne." So wie ihm ergeht es laut Umfragen drei von vier Deutschen: Sie befürchten nicht nur, dass die Energiepreise noch weiter steigen, sondern vor allem, dass der Krieg in Kürze auf den Rest von Europa übergreifen könnte.

"Zervakis & Opdenhövel. Live." über die seelischen Folgen des Krieges

"Es ist vor allem eine Geschäftigkeit da", erzählt die Journalistin und Osteuropa-Expertin Alice Bota: Bekannte aus der Ukraine, aber auch aus Russland würden bei ihr anrufen in der Hoffnung "auf irgendeine Form von Orientierung". Zuhören, trösten, Ratschläge geben – mehr könne sie von Deutschland aus nicht machen. Aber vielleicht hilft genau das oft schon.

Natürlich ist das Gefühlschaos, unter dem die Menschen in Deutschland aktuell leiden, in keiner Weise vergleichbar mit dem, was die Ukrainer:innen selbst durchmachen. Und doch ist gerade den jüngeren Generationen – aufgewachsen in extrem friedlichen Zeiten – mit Kriegsbeginn etwas genommen worden: das Gefühl von unkaputtbarer Sicherheit. Die schrecklichen Bilder aus der Ukraine machen traurig und wütend zugleich, "aber mit der Zeit ist es auch leider so, dass man abstumpft", erklärt Bandelow. "Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles."

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ZOL vom 09.03.2022

Endlich in Sicherheit: Flucht aus dem Kriegsgebiet

Mittlerweile sind über 2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Doch die Bedingungen, unter denen viele von ihnen leben müssen, sind teilweise nicht menschenwürdig. Wir haben einige Flüchtlinge besucht, die es nach Deutschland geschafft haben und von der wohl schwierigsten Zeit ihres Lebens berichten.

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  • Ab 12

Präsident Selenskyi als der neue Held der Ukraine

Die Natur hat es physiologisch so eingerichtet, dass sich der Mensch in extremen Situationen nach einer ersten heftigen Angstreaktion bald wieder fängt – auch, weil Körper und Gehirn einen solchen Zustand über einen längeren Zeitraum gar nicht aushalten würden. Mit den Angsthormonen werden auch Endorphine – Wohlfühlhormone – ausgeschüttet, die den Menschen wieder handlungsfähig machen. Als Beispiel führt Bandelow hier den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi an, der sicherlich auch große Angst – vermutlich sogar Todesangst – hat, aber trotzdem täglich Mut beweist, in Kiew bleibt und sich immer wieder öffentlich zeigt.

"Meine Seele will nach Hause", sagt die aus Kiew geflüchtete und bei einem Freund in Deutschland untergekommene Iryna Babaieva. Diejenigen, die es aus der Heimat in die sichere Fremde geschafft haben, plagen nicht nur die Sorge um die zurückgebliebenen Männer oder Söhne, sondern auch das schlechte Gewissen, in Sicherheit zu sein, während andere im Krieg ihr Leben riskieren.

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Anderen helfen – das hilft auch gegen die eigenen Ängste

Sich zu informieren und darüber zu reden sei ein guter Weg, mit den eigenen Sorgen umzugehen, erklärt Psychologie-Professor Bandelow. Solidarität und Hilfsbereitschaft den Geflüchteten gegenüber ist eine weitere Möglichkeit, den Gefühlen von Angst, Wut und Ohnmacht etwas Konstruktives entgegenzusetzen. "Ich hoffe, dass diese Solidarität in Deutschland sich hält", sagt Alice Botas. Sie selbst sei als Journalistin sehr dicht dran an den oft traumatisierenden Erlebnissen der Betroffenen. Aber sie sagt auch: "Ich will mir das gar nicht vom Leibe halten." Wer ebenfalls helfen will, erfährt hier, wie er ganz direkt Betroffenen in der Ukraine helfen kann.

Welche Themen werden Linda und Matthias in der nächsten Folge am 16. März aufgreifen? Das siehst du am kommenden Mittwoch bei "Zervakis & Opdenhövel. Live." um 21:25 Uhr auf ProSieben und auf Joyn.

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