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Ist der Herd auch wirklich ausgeschaltet?

Zwangsstörung: Kontrollzwang

  • Veröffentlicht: 07.05.2018
  • 16:38 Uhr
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Noch einmal eben schnell nachschauen, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist? Einen Blick auf die Kaffeemaschine werfen, um zu prüfen, ob sie tatsächlich ausgeschaltet ist? Was sich für die meisten von uns völlig normal anhört, kann für andere zur echten Qual werden. 

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Die Rede ist von Menschen, die unter einem Kontrollzwang leiden. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der Zwangsstörung, eine psychische Erkrankung, unter der rund zwei Prozent aller Menschen leiden. Doch was genau ist eigentlich ein Kontrollzwang? Welche Folgen hat er für Betroffene und wie lässt er sich behandeln? Über diese und weitere Fragen klären wir nachfolgend auf.

Vorsicht oder Zwang: Wann spricht man von einem Kontrollzwang?

Wir kennen es sicher alle: Mitten am Tag, vermutlich irgendwo auf dem Weg zur Arbeit oder in den Supermarkt, stellen wir uns plötzlich die Frage, ob wir auch tatsächlich den Herd ausgeschaltet haben oder ob der Wasserhahn in Badezimmer zugedreht ist. In den meisten Menschen löst dieser Gedanke leichtes Unbehagen aus, sie schaffen es aber schnell sich zu beruhigen oder abzulenken, bis sie die Situation zu Hause überprüfen können. Menschen, die unter einem Kontrollzwang leiden, können dem Leidensdruck nicht so schnell entkommen. In ihnen löst der Gedanke daran, dass Herd oder Kaffeemaschine nicht ausgeschaltet wurden, nicht nur Unbehagen, sondern geradewegs echte Angst aus. Deshalb überprüfen sie regelmäßig, bevor sie das Haus verlassen, sämtliche Elektrogeräte, Fenster, Türen sowie auch Wasserhähne. Geleitet werden sie dabei häufig von dem erschreckenden Gedanken, dass durch ihre Schuld, zum Beispiel, weil sie vergessen haben den Herd auszuschalten, ein anderer Mensch zu Schaden kommen könnte.

Neben dem Waschzwang gehört der Kontrollzwang zu den bekanntesten Formen der Zwangsstörung. Es handelt sich hierbei um eine Zwangsstörung, bei der Zwangsgedanken und Zwangshandlungen in teils massivem Maße aufeinandertreffen. Was zunächst harmlos mit der täglichen Kontrolle von Elektrogeräten beginnt, kann sich im Laufe der Zeit zu einer langwierigen Prozedur entwickeln, aufgrund derer die Lebensqualität von Betroffenen immer stärker eingeschränkt wird.

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Potentielle Ursachen: Wie entsteht ein Kontrollzwang?

Die Veranlagung zur Ausprägung eines Kontrollzwangs steckt theoretisch in den meisten Menschen. Wir alle wollen schließlich sichergehen, dass nichts und niemand zu Schaden kommt, nur weil wir die Kaffeemaschine angelassen haben. Damit sich aus einer ganz natürlichen Vorsicht aber Zwänge oder eine Zwangsstörung entwickeln, müssen meist noch andere Faktoren ins Spiel kommen. Forscher gehen davon aus, dass verschiedene Einflussgrößen die Entstehung eines Kontrollzwangs begünstigen können. Neurobiologische Faktoren spielen hierbei ebenso eine Rolle wie die genetische Disposition. Entscheidend sind aber vor allem individuelle Erfahrungen: So können etwa traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit, ein besonders strenger Erziehungsstil der eigenen Eltern oder andere persönliche Umstände entscheidend sein. Die genauen Ursachen herauszufinden ist Aufgabe eines Experten, in dessen Hände sich Menschen mit einem Kontrollzwang möglichst frühzeitig begeben sollten.

Mögliche Folgen: Was kann bei einem Kontrollzwang passieren?

Im ersten Moment mag ein Kontrollzwang vielleicht kurios erscheinen: Wenn die beste Freundin zum fünften Mal kontrolliert, ob der Wasserhahn im Bad auch wirklich nicht tropft, ist es zunächst amüsant, später jedoch nervig. Die Betroffenen selbst empfinden ihre Zwangshandlungen meist ebenfalls als extrem und unsinnig. Doch obwohl sie sich der Verhältnislosigkeit bewusst sind, können sie nicht damit aufhören, die Handlungen auszuführen. Gerade bei einem Kontrollzwang weiten sich die im Zwang durchgeführten Handlungen häufig aus. Das kann soweit führen, dass Betroffene mehrere Stunden am Tag damit verbringen, den Betriebsstatus der Elektrogeräte zu kontrollieren. Teilweise ist es ihnen früher oder später gar nicht mehr möglich das Haus zu verlassen. Umso wichtiger ist das frühzeitige Entgegenwirken mithilfe einer Therapie.

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Krankheitsverlauf und Aussichten: Wie wird ein Kontrollzwang behandelt?

Die Möglichkeiten, einen Kontrollzwang zu behandeln sind vielseitig. Die wichtigste Voraussetzung ist jedoch der Gang des Betroffenen zum Arzt. Ähnlich wie auch bei Suchtproblematiken oder Angststörungen versuchen viele Betroffene, das Aufsuchen eines Arztes so weit wie möglich hinauszuzögern. Von allein können sie den Kreis aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen jedoch normalerweise nicht durchbrechen. Eine Verhaltenstherapie hingegen ist für die meisten Menschen mit einem Kontrollzwang eine sehr hilfreiche Behandlungsmethode. In dieser Therapie werden sie unter kontrollierten Bedingungen verschiedenen Reizen ausgesetzt und müssen diese aushalten. So lernen sie neue und "gesunde" Verhaltensalternativen, welche die Zwangshandlungen ersetzen können. Langfristige und effektive Behandlungserfolge sind durch Studien umfassend belegt.

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