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Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Bei einem Lipödem ist die Fettverteilung gestört und das Unterhautfettgewebe vermehrt.
  • Die symmetrischen Fettanlagerungen betreffen meistens die Beine, seltener die Arme.
  • Die Krankheit Lipödem betrifft fast nur Frauen, häufig nach einer hormonellen Umstellung wie der Pubertät oder einer Schwangerschaft. Männer sind nur in Verbindung mit anderen Krankheiten oder Behandlungen, die den Hormonhaushalt beeinflussen, betroffen.
  • Ein Lipödem an den Beinen ist mit regelmäßig auftretenden Beschwerden wie einem unangenehmen Spannungs- und Druckgefühl und einer verstärkten Berührungsempfindlichkeit der Haut verbunden.
  • Mit einer frühzeitigen Lipödem-Behandlung können die Beschwerden gelindert, Komplikationen vermieden und einer Zunahme der Fettanlagerungen entgegengewirkt werden.
  • Ein Lipödem kann nicht ursächlich behandelt werden.
  • Die Lipödem-Symptome und Beschwerden lassen sich konservativ oder operativ behandeln.

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die meist an den Oberschenkeln auftritt und dann auch als Reiterhosen bezeichnet wird. Die Fettanlagerungen treten immer symmetrisch auf, vor allem an den Beinen, seltener auch an den Armen. Neben der Vermehrung des Unterhautfettgewebes, wird auch vermehrt Wasser in das Gewebe eingelagert, sodass sich Schwellungen bilden.

Ärztinnen und Ärzte sprechen jedoch erst dann von einem Lipödem, wenn ihr zusätzlich regelmäßig unter spürbaren Beschwerden leidet, beispielsweise unter einem unangenehmen Spannungs- und Druckgefühl und einer verstärkten Berührungsempfindlichkeit der Haut. In der Regel bleiben eure Hände, Füße und der Rumpf von der Fettverteilungsstörung verschont, sodass ein Missverhältnis der Proportionen entsteht: Ein schlanker Oberkörper steht im Kontrast zu einem voluminösen Unterkörper. Das Aussehen kann euch psychisch belasten und euer Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen.

Wie entsteht Lipödem?
Diagnose Lipödem: Was ist es? Wie entsteht es? Kann dem entgegengewirkt werden? Die Antworten im Beauty-Artikel. © AndreyPopov

Wie entsteht ein Lipödem?

Die gute Nachricht zuerst: Ein Lipödem entsteht nicht, weil ihr Übergewicht habt, zu viel esst oder zu wenig Sport macht. Im Gegenteil: Die Bildung der Fettzellen an den für ein Lipödem typischen Stellen ist untypisch für eine Fettsucht. Allerdings kann eine Gewichtszunahme die Entstehung von Lipödemen begünstigen. Experten vermuten zudem eine genetische Veranlagung oder hormonelle Veränderungen als auslösende Faktoren, allerdings ist die Ursache des Lipödems noch nicht vollständig geklärt.

Lipödem - das sind die Symptome

An diesen typischen Kennzeichen könnt ihr ein Lipödem erkennen:

  1. Ein Lipödem tritt immer symmetrisch auf, meist zuerst an den Beinen.
  2. Seltener tritt das Lipödem an den Armen auf, die Fettverteilung ähnelt dort der Fettverteilung an den Beinen.
  3. Eure Hände und Füße sind niemals betroffen.
  4. An euren Ober- und Unterschenkeln treten Berührungs- und Druckschmerz auf.
  5. Es können spontane, grundlose Schmerzen entstehen.
  6. Die betroffenen Körperstellen neigen zu blauen Flecken, Cellulite und Orangenhaut.
  7. Im Laufe des Tages verschlimmern sich eure Beschwerden mit zunehmender Flüssigkeitseinlagerung.
  8. Über den Tag bilden sich verstärkte Flüssigkeitseinlagerungen, insbesondere bei warmem Wetter oder wenn ihr lange steht oder sitzt. Eure Beine fühlen sich dann schwer, müde und kraftlos an.
  9. Die Schmerzen in den Beinen lassen sich auch durch Hochlegen der Beine nicht mindern.
  10. Die Fettzellen vermehren sich unkontrolliert unter der Haut und lassen sich als harte Knubbel ertasten.
  11. Ihr könnt die Fettansammlungen nicht mit einer Diät mildern oder beseitigen.

Die Lipödem-Symptome können allerdings auch auf eine andere Krankheit hinweisen, sodass sie schwer einzuordnen sind. Daher ist es oftmals ein langwieriger Prozess, ein Lipödem zu erkennen und zu diagnostizieren. Wenn ihr anhand der Symptome das Gefühl habt, ihr könntet von einem Lipödem betroffen sein, solltet ihr auf jeden Fall eine Fachärztin oder einen Facharzt aufsuchen. Ihr fragt euch, zu welcher Ärztin oder welchem Arzt ihr bei einem Lipödem gehen solltet? Phlebologen sind auf Lipödeme spezialisiert und in diesem Fall die richtige Ansprechperson.

Wie lässt sich der Krankheit Lipödem vorbeugen?
Von Kompressionstherapie, konservativen Behandlungen und operativen Eingriffen – Wir haben die Fakten zur Krankheit „Lipödem“ und verraten euch, wie ihr hier vorbeugen könnt! © Maria Korneeva

Lipödem erkennen - seid ihr betroffen?

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, ob ihr von einem Lipödem betroffen seid, da einige der Symptome bei euch auftreten. Zur Orientierung haben wir einigen Fragern zu einem  Lipödem-Test zusammengestellt. Beantwortet die Fragen einfach mit Ja oder Nein. Wenn anschließend die Ja-Antworten überwiegen, heißt das noch nicht, dass ihr von einem Lipödem betroffen seid. Wendet euch zur sicheren Abklärung aber an eine Fachärztin oder einen Facharzt.

  • Habt ihr häufig schwere, brennende Beine, insbesondere beim Treppen steigen?
  • Bekommt ihr leicht blaue Flecken?
  • Reagieren die Beine sehr empfindlich auf Berührungen?
  • Tragt ihr in den Hosen eine deutlich größere Kleidergröße als in den Oberteilen?
  • Habt ihr starke Orangenhaut an den Oberschenkeln?
  • Werden die Beine trotz Training und Diät nicht schlanker?
  • Sind eure Beine abends müde und schwer?
  • Haben die Beschwerden in der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft begonnen oder sich in dieser Zeit verstärkt?
  • Schwellen die Beine vom langen Stehen oder Sitzen an?
  • Leiden weibliche Verwandte unter ähnlichen Beschwerden?

Lipödem - So verläuft die Krankheit

Das Lipödem ist eine chronische und fortschreitende Fettverteilungsstörung, die in 3 Lipödem-Stadien unterteilt werden kann:

  • Stadium I: Die Unterhautschicht ist gleichmäßig verdickt, die Hautoberfläche glatt, die Fettstruktur feinknotig.
  • Stadium II: Die Unterhautschicht wird knotenförmig, die Hautoberfläche uneben, es sind Dellen und Beulen sichtbar.
  • Stadium III: Das Gewebe verhärtet sich, es entstehen ausgeprägte Fettwülste und großlappige Hauttaschen, die im Knie- und Oberschenkelbereich beim Gehen behindern können.

Ist ein Lipödem heilbar?

Bislang gibt es keine Lipödem-Behandlung, die die Ursachen des Lipödems bekämpft. Es ist jedoch möglich, eure Lipödem-Symptome zu behandeln und dadurch eure Beschwerden zu lindern. Mit konsequenter Durchführung verschiedener Maßnahmen könnt ihr die Krankheit über viele Jahre verlangsamen oder sogar zum Stillstand bringen und weitestgehend beschwerdefrei leben.

Konservative Behandlung der Lipödeme

Bei einer konservativen Behandlung werdet ihr nicht operiert, sondern ihr versucht, dem Lipödem mit verschiedenen therapeutischen Maßnahmen entgegenzuwirken. Eine Kompressionstherapie in Verbindung mit ausreichender Bewegung und einer gesunden Ernährung hat sich in der Praxis als sehr erfolgreich gezeigt.

Lipödem: Die Kompressionstherapie 

Mit der Kompressionstherapie könnt ihr die Zunahme des Lipödems verlangsamen oder sogar stoppen. Dafür tragt ihr an den betroffenen Stellen Kompressionskleidung: Kompressionsstrümpfe, -strumpfhosen, -leggings, -Radlerhosen oder -Bolerojacken. Die Kompressionskleidung drückt auf das betroffene Gewebe, vermeidet das Aufstauen von Lymphflüssigkeit und wirkt so dem Schmerz entgegen. Lasst euch dazu im Fachhandel beraten, denn die Kompressionsstrümpfe müssen individuell an die Ausprägung der Krankheit angepasst werden. Die manuelle Lymphdrainage ist ebenfalls Teil des Therapiekonzepts und hilft, die Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe abzutransportieren. Bei der ärztlichen Diagnose Lipödem übernehmen die meisten Krankenkassen die Kosten für maßgefertigte Kompressionsstrümpfe und Lymphdrainagen. Informiert euch hierzu bei den Ansprechpersonen eurer Krankenkasse.

Lipödem: Bewegung ist wichtig

Walking, Schwimmen, Aquajogging, Radfahren oder Wandern: Diese Sportarten regen die Durchblutung an und verbrennen gleichzeitig Kalorien. Außerdem helfen gezielte Übungen, die geschwollenen Beine zu entlasten. Sport wirkt also doppelt, indem er zum einen das Gewicht kontrolliert, zum anderen gezielt gegen Beschwerden wirken kann. Bewegung im Wasser ist besonders gelenkschonend und effektiv.

Lipödem: Bewegung
Bewegung ist nicht nur förderlich für die äußere Hülle – sie regt eure Durchblutung an und sorgt für einen gesunden Stoffwechsel. © Vadym Petrochenko

Lipödem: Gesunde Ernährung ist wichtig

Übergewicht ist nicht die Ursache von Lipödemen, aber es verstärkt das Lipödem und damit auch mögliche Schmerzen. Wenn ihr ein Lipödem habt, ist es deshalb total wichtig, dass ihr normal gewichtig seid und euch gesund und ausgewogen ernährt. Viel frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch in Maßen sowie Vollkornprodukte versorgen euch mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Achtet auf eine ballaststoffreiche Ernährung, ungesättigte Fette und ausreichend Eiweiß, insbesondere wenn ihr euch vegetarisch ernährt. Und das Trinken nicht vergessen: täglich etwa 2 Liter Wasser, verdünnte Schorlen, Infused Water oder ungesüßten Tee.

Lipödem: Gesundes Essen
„Achtet auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung“– ja, das haben wir schon in unseren Kindheitsjahren gehört. Warum diese wirklich so wichtig ist, lest ihr hier. © dashu83

Operative Liposuktion: Fettabsaugung

Die Lipödem-Operation ist die einzige Möglichkeit, das krankhaft vermehrte Unterfettgewebe tatsächlich zu verringern. Ab einem Lipödem Stadium II hat sich zusätzlich zu den konservativen Maßnahmen eine gezielte Fettabsaugung bewährt. Dabei werden die krankhaften Fettmassen mit einer sehr dünnen, vibrierenden Sonde abgesaugt. Keine Angst, ihr merkt davon gar nichts, denn die Liposuktion findet unter örtlicher Betäubung statt.

So gelingt es, die normalen Körperformen wiederherzustellen und die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Nach der Lipödem-Operation kann es bis zu einem Jahr dauern, bis der Heilungsprozess komplett abgeschlossen ist. Manchmal ist es auch danach noch notwendig, Kompressionsstrümpfe zu tragen. In jedem Fall ist es jedoch total wichtig, auf das Körpergewicht zu achten, denn das Lipödem kann sich bei Übergewicht erneut bilden. Achtet ihr dagegen im weiteren Verlauf auf ein normales Körpergewicht, kann die Liposuktion die Mobilität und die Lebensqualität deutlich steigern.

Wenn ihr mit dem Gedanken einer Liposuktion spielt, informiert euch unbedingt vorher über die anfallenden Kosten. Nur wenn ein Lipödem Stadium III diagnostiziert wurde, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Liposuktion - und auch diese Kostenübernahme ist bis 2024 begrenzt. Für eine Fettabsaugung bei einem Lipödem Stadium II übernehmen die Krankenkassen nur in Ausnahmefällen und auf Antrag die Kosten.

Fazit:

Das Lipödem ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung: Wenn ihr nichts dagegen unternehmt, wird sie zwangsläufig voranschreiten. Doch zum Glück hat die Erfahrung gezeigt, dass ihr der Krankheit durchaus entgegenwirken könnt. 2 bis 3 Mal pro Woche Sport treiben, die Kompressionstherapie konsequent durchführen und auf das Gewicht achten - so ist auch mit einem Lipödem ein relativ beschwerdefreies Leben möglich.

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