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Kultstätte in England

Stonehenge: Was hat es mit dem mysteriösen Steinkreis wirklich auf sich?

  • Aktualisiert: 26.07.2024
  • 04:58 Uhr
  • Sven Hasselberg
Die Faszination für Stonehenge ist ungebrochen. Jedes Jahr zieht das Monument Millionen Besucher:innen an.
Die Faszination für Stonehenge ist ungebrochen. Jedes Jahr zieht das Monument Millionen Besucher:innen an.© picture alliance / Shotshop | Jürgen Wiesler

Das Monument Stonehenge in Süd-England gibt uns seit tausenden Jahren Rätsel auf. Einige konnten inzwischen mithilfe lang verschollener Bohrproben gelöst werden. Welchen Sinn der Steinkreis hat, ist bis heute unklar.

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Das Wichtigste zum Thema Stonehenge

  • Rund 2.500 vor Christus errichteten Menschen der Jungsteinzeit Stonehenge in Südengland. Erste Gräben und Wälle schaufelten sie sogar schon vor 5.000 Jahren.

  • In einem Erdwall standen 30 Steinquader, die mit 30 Decksteinen zu einem Kreis verbunden waren. Darin standen fünf Steintore, angeordnet wie ein Hufeisen. Die größten Steine wiegen über 40 Tonnen.

  • Wozu das Monument genau diente, ist unklar. Fest steht, dass die Steine auf die Sonne ausgerichtet sind.

  • Einige Theorien sehen in Stonehenge einen religiösen Kultort, andere eine Begräbnisstätte oder einen Kalender. Genutzt wurde der Ort wohl bis in die Bronzezeit, 1.500 vor Christus.

  • Wie präzise Stonehenge als Kalender funktionierte, zeigen die Erkenntnisse eines britischen Archäologen. Es wurden sogar Schalttage berücksichtigt. Mehr dazu erfährst du unten.

Was steckt wirklich hinter Stonehenge? Terra Mater gibt Antworten
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Inhalt

Stonehenge: Der Sonnenkalender

Timothy Darvill ist ein britischer Archäologe von der Bournemouth University in England. In seiner Studie hat er seine Entdeckungen und Funde im Umfeld von Stonehenge mit der Analyse antiker Kalendersysteme in Verbindung gebracht.

Jeder einzelne der 30 Steine im Kreis repräsentiert dabei einen Tag innerhalb eines Monats. Der Monat ist in drei Wochen zu je zehn Tagen unterteilt. Besonders markante Steine markieren jeweils den Wochenstart.

Zwölf Durchläufe des Steinkreises entsprachen ein Jahr. Das Problem: Dieses Jahr hatte nur 360 Tage. Aus diesem Grund wurde einen Schaltmonat mit fünf Tagen hinzugefügt. Diese zusätzlichen Tage sind laut Timothy Darvill durch die fünf Trilithen repräsentiert - die ikonischen Torbauten im Zentrum der Anlage. Sie waren vermutlich den Gottheiten der Stätte gewidmet.

Die Zeit bis zum Schalttag wird laut den Forschungsergebnissen durch die vier Stationssteine außerhalb des Sarsen-Kreises angezeigt. Ein Quadrat aus vier Steinen außerhalb des Kreises ergänzt die fehlenden 0,25 Tage des Sonnenjahres.

Zur Wintersonnenwende scheint die aufgehende Sonne außerdem durch einen der Trilithen. Das weist laut den Forschenden darauf hin, dass dies den Beginn eines neuen Jahres markiert. Die Ausrichtung von Stonehenge musst daher äußerst präzise erfolgen: Die falsche Position der Sonne zur Sonnenwende wäre sonst schnell sichtbar geworden.

Grafik: Der Grundriss von Stonehenge

Grundriss und Ausrichtung von Stonehenge
Grundriss und Ausrichtung von Stonehenge
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Stonehenge: Das Geheimnis der Steine

Forschende bezeichnen die aufgerichteten Steine als Sarsen. Auf ihnen ruhen wie ein Dach die horizontalen Lintels. Diese Tore ergaben den äußeren Kreis und das innere Hufeisen. Hinzu kommen die kleineren Bluestones. Sie stehen zwischen Sarsen-Kreis und Hufeisen und bilden eigene Formationen.

1958 fanden Restaurationsarbeiten statt. Dabei entnahmen Arbeiter aus einem Sarsen drei gut ein Meter lange Bohrkerne. Bevor sie untersucht werden konnten, verschwanden sie auf mysteriöse Weise. Bis einer der Restauratoren sich kurz vor seinem Tod aus den USA meldete und einen Bohrkern zurückgeben wollte. Dieser hatte den Bohrkern erst in seinem Büro in der Firma ausgestellt - und durfte ihn später als Andenken mit nach Hause nehmen.

1958 wurde Stonehenge restauriert.
1958 wurde Stonehenge restauriert.© Imago Images / ZUMA/Keystone

Somit konnte der Bohrkern 60 Jahre nach seiner Entnahme untersucht werden. Ein Team der Universität Brighton veröffentlichte eine Studie über die Zusammensetzung. Die Ergebnisse:

  • Die Kolosse stammen aus West Woods, 25 Kilometer nördlich von Stonehenge.
  • Die Steine bestehen aus einer Art natürlichem Quarz-Zement mit ineinandergreifenden Kristallen. Das macht die Sarsen hart, widerstandsfähig und zu idealen Tragsteinen.
  • Einige Sandkörner, aus denen sich die Sarsen zusammensetzen, sind 1,6 Milliarden Jahre alt.

Die Geschichte regte die Suche nach den anderen verschollenen Bohrkernen an. Einer wurde 13 Kilometer entfernt im Museum von Salisbury gefunden. Kurios: Er lag als "Bohrkern von Stonehenge" beschriftet im Lager - ohne dass sich jemand je darum gekümmert hatte. Wo der dritte Bohrkern geblieben ist, bleibt ein Rätsel.

Im Video: Französische Segler könnten für das mysteriöse Stonehenge verantwortlich sein

So untersuchte Forscher David Nash die Steine

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Die Funktion der Steine

🩸 Opferstein: Der "Slaughter Stone" liegt dort, wo die "Avenue" durch den Erdwall auf das Monument zuführt. Den Namen verdankt er einem Mythos. Ende des 18. Jahrhunderts ging man davon aus, dass Druiden dort früher Opfer-Zeremonien veranstalteten. Heute sehen Forschende in ihm eher einen Eingang zum Monument.

💥 Altarstein: Dieser Sandsteinblock lag genau auf der Sonnenachse im Hufeisen. Am Tag der Wintersonnenwende fiel die untergehende Sonne durch das größte Steintor an der Stirn des Hufeisens genau auf diesen Stein. Er stammt wohl aus Südost-Wales. Seinen Namen erhielt er, weil er direkt in der Mitte positioniert war.

🌞 Fersenstein: Der "Heel Stone" steht aufrecht nordöstlich auf der Avenue. Er bildet eine Achse mit dem Steinkreis. Wer in der Mitte des Kreises steht, sieht am Tag der Sommersonnenwende die Sonne links vom Heel Stone aufgehen. Hier könnte noch ein zweiter Stein gestanden haben. Zusammen bildeten die Steine einen Rahmen für die Sonne.

🚧 Station Stone: Diese zwei Steine positionieren sich diagonal gegenüber am inneren Rand des Erdwalls. Denken sich Betrachtende von jedem der Steine gerade Linien am Steinkreis vorbei, ergeben diese ein exaktes Rechteck. Im Zentrum liegt der Steinkreis. Während die Station Stones zwei Ecken bilden, bilden Nord- und Südgrabhügel die anderen. Die Station Stones wurden vielleicht schon vor dem Steinkreis aufgestellt - und dienten als Markierung bei dessen Bau.

💀 Nord- und Südgrabhügel: Auf ihnen standen wahrscheinlich zwei Station Stones. Sie bilden die anderen zwei Ecken des gedachten Rechtecks. Obwohl sie im Englischen "Barrow" heißen, was auch Grabhügel bedeutet, befanden sich darunter nie Gräber. Spätere Generationen hielten sie irrtümlich dafür - und kamen so auf die Namen.

🔥 Aubrey-Löcher: Die 56 Löcher sind nach ihrem Entdecker John Aubrey benannt. Sie bilden einen Kreis am inneren Rand des Erdwalls. Es steckten Holzpfähle oder Steine darin. In und um die Aubrey-Löcher wurde Asche von Feuerbestattungen gefunden. Insgesamt sollen 64 Aschestellen von 150 Toten gefunden worden sein. Das macht Stonehenge zum größten Steinzeit-Friedhof, der in Großbritannien entdeckt wurde.

🕳 Y- und Z-Löcher: Sie gehören zu den letzten Elementen, die die Erbauer 1800 bis 1500 vor Christus hinzufügten. In zwei Ringen umgeben sie den Steinkreis. Den inneren Ring bilden die Z-Löcher, den äußeren Ring die Y-Löcher. Eine Theorie besagt, dass sie für ein neues Arrangement der Steine benutzt werden sollten, zu dem es aber nie kam.

So wurde Stonehenge erbaut

Vor gut 5.000 Jahren entstand eine Art Erstversion
von Stonehenge. Damals war es jedoch ganz ohne Steine ein einfacher runder
Graben. Zum Ausschaufeln bauten sich die Menschen Werkzeuge aus Geweih.
Vor gut 5.000 Jahren entstand eine Art Erstversion von Stonehenge. Damals war es jedoch ganz ohne Steine ein einfacher runder Graben. Zum Ausschaufeln bauten sich die Menschen Werkzeuge aus Geweih.© Lion Fleischmann
Gut 2.500 Jahre vor Christus kamen dann die
Steine ins Spiel. Forschende gehen davon aus, dass die Erbauer sie mit
Holzrollen über Kilometer weit transportiert haben. Wo es ging, wurden auch
Flöße benutzt.
Gut 2.500 Jahre vor Christus kamen dann die Steine ins Spiel. Forschende gehen davon aus, dass die Erbauer sie mit Holzrollen über Kilometer weit transportiert haben. Wo es ging, wurden auch Flöße benutzt.© Lion Fleischmann
Die Erbauer bearbeiteten die
Steine mithilfe anderer Schlagsteine, die sie wie Hammer benutzten. Wie
genau sie die Sarsen-Steine aufstellten, ist nicht klar. Expert:innen gehen davon
aus, dass Seile, Rampen, Gerüste und Gegengewichte benutzt wurden. Beim
Auflegen der horizontalen Steine, Lintels, halfen wahrscheinlich Hebel und eine Art von einfachem Kran.
Die Erbauer bearbeiteten die Steine mithilfe anderer Schlagsteine, die sie wie Hammer benutzten. Wie genau sie die Sarsen-Steine aufstellten, ist nicht klar. Expert:innen gehen davon aus, dass Seile, Rampen, Gerüste und Gegengewichte benutzt wurden. Beim Auflegen der horizontalen Steine, Lintels, halfen wahrscheinlich Hebel und eine Art von einfachem Kran.© Lion Fleischmann
Die Steine sind ineinander
verzahnt. Aus den aufrechten Sarsen stehen herausgearbeitete Zapfen hervor.
In den Lintels befinden sich passende Löcher. Untereinander wurden die Lintels durch eine Art Nut-und-Feder-System verbunden. So, wie wir das von einer Holzdecke kennen.
Die Steine sind ineinander verzahnt. Aus den aufrechten Sarsen stehen herausgearbeitete Zapfen hervor. In den Lintels befinden sich passende Löcher. Untereinander wurden die Lintels durch eine Art Nut-und-Feder-System verbunden. So, wie wir das von einer Holzdecke kennen.© Lion Fleischmann
Allein das Aufstellen der Steine soll 50 Jahre gedauert haben. Insgesamt gab es über 1.500 Jahre verteilt 6 verschiedene Baustadien, also Versionen. "Henge" ist ein Fachausdruck aus der Archäologie, der ein "Erdwerk" bezeichnet. Also ein Monument, dass aus Wällen, Gräben und manchmal auch Palisaden besteht.
Allein das Aufstellen der Steine soll 50 Jahre gedauert haben. Insgesamt gab es über 1.500 Jahre verteilt 6 verschiedene Baustadien, also Versionen. "Henge" ist ein Fachausdruck aus der Archäologie, der ein "Erdwerk" bezeichnet. Also ein Monument, dass aus Wällen, Gräben und manchmal auch Palisaden besteht.© Lion Fleischmann
Vor gut 5.000 Jahren entstand eine Art Erstversion
von Stonehenge. Damals war es jedoch ganz ohne Steine ein einfacher runder
Graben. Zum Ausschaufeln bauten sich die Menschen Werkzeuge aus Geweih.
Gut 2.500 Jahre vor Christus kamen dann die
Steine ins Spiel. Forschende gehen davon aus, dass die Erbauer sie mit
Holzrollen über Kilometer weit transportiert haben. Wo es ging, wurden auch
Flöße benutzt.
Die Erbauer bearbeiteten die
Steine mithilfe anderer Schlagsteine, die sie wie Hammer benutzten. Wie
genau sie die Sarsen-Steine aufstellten, ist nicht klar. Expert:innen gehen davon
aus, dass Seile, Rampen, Gerüste und Gegengewichte benutzt wurden. Beim
Auflegen der horizontalen Steine, Lintels, halfen wahrscheinlich Hebel und eine Art von einfachem Kran.
Die Steine sind ineinander
verzahnt. Aus den aufrechten Sarsen stehen herausgearbeitete Zapfen hervor.
In den Lintels befinden sich passende Löcher. Untereinander wurden die Lintels durch eine Art Nut-und-Feder-System verbunden. So, wie wir das von einer Holzdecke kennen.
Allein das Aufstellen der Steine soll 50 Jahre gedauert haben. Insgesamt gab es über 1.500 Jahre verteilt 6 verschiedene Baustadien, also Versionen. "Henge" ist ein Fachausdruck aus der Archäologie, der ein "Erdwerk" bezeichnet. Also ein Monument, dass aus Wällen, Gräben und manchmal auch Palisaden besteht.

Stonehenge in Gefahr

Seit Jahren protestieren Historiker:innen, Archäolog:innen und Einheimische gegen den Bau eines 3,3km langen Tunnels durch das Gebiet von Stonehenge. Schon 2021 wurde das Vorhaben vom Obersten Gerichtshof gestoppt. Im Juli 2023 wurde allerdings eine neue Anordnung des Verkehrsministers zum Tunnelbau genehmigt. Die treibende Kraft hinter den Protesten gegen den Tunnel, die "Stonehenge Alliance", erhob auch hier wieder Klage, diese wurde jedoch im Februar 2024 abgewiesen. Auch das UNESCO-Welterbe-Komitee zieht in Erwägung, Stonehenge in die Liste der gefährdeten Weltkulturerben aufzunehmen.

Während die Regierung die Vorteile des Tunnels betont - etwa eine überirdische Straße 200 Meter von Stonehenge entfernt zu ersetzen - sieht die "Stonehenge Alliance" die Zerstörung der einzigartigen Umgebung rund um Stonehenge, sowie von möglichen archäologischen Artefakten und weiteren Fundstätten. Zudem sehen viele Brit:innen durch den Tunnelbau den Erhalt ihrer vorchristlichen Geschichte in Gefahr.

Stonehenge ist für viele mittlerweile also nicht nur ein faszinierendes Zeitfenster in die Vergangenheit, sondern auch ein Symbol des Widerstandes gegen die zerstörerische Kraft von Modernisierungsprojekten geworden.

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Wenn du Stonehenge besuchen möchtest

Hier findest du alle Infos über Anfahrt, Öffnungszeiten und Eintrittspreise von Stonehenge.

Häufige Fragen zu Stonehenge

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