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Parallel-Universen

Multiversum: Gibt es Parallel-Welten aus den Marvel-Filmen wirklich?

  • Aktualisiert: 18.05.2024
  • 04:04 Uhr
  • Peter Michael Schneider
Physiker halten gleich eine ganze Reihe von Parallelwelten für denkbar.
Physiker halten gleich eine ganze Reihe von Parallelwelten für denkbar.© Shutterstock / Tavarius

Stell dir vor, dich gäbe es in unzähligen Versionen, und jede davon macht gerade was anderes. Ist an der Idee der Parallel-Universen was dran, oder ist das nur eine abgefahrene Fantasie aus der Marvel-Welt?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Irgendwo im Weltall gibt es dich vermutlich noch einmal. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass dein Parallel-Ich wie im Marvel-Multiversum als Held die Welt rettet. Bes

  • Physiker:innen gehen davon aus, dass es gleich mehrere Arten von Parallel-Universen geben könnte - und begründen das mit einer einfachen Rechnung - und Quantenphysik.

  • Wir stellen dir zwei mögliche Varianten eines Multiversums vor und sagen dir auch, wo die Logiklücken bei den Marvel-Filmen sind, wenn es um Parallel-Welten geht.

Inhalt

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Multiversum-Theorie I: Die 08/15-Parallel-Welt

Ist der Abstand nur groß genug, gibt es dich irgendwann eine Kugel unsere sichtbaren Universums mit einer Kopie von dir in der Mittel.
Ist der Abstand nur groß genug, gibt es dich irgendwann eine Kugel unsere sichtbaren Universums mit einer Kopie von dir in der Mittel.© Shutterstock / vchal

Nehmen wir an, unser Universum ist unendlich groß. Dann kannst du gedanklich an einen Ort reisen, an dem alle möglichen Teilchen-Kombinationen statistisch gesehen eine Kopie von dir selbst ergeben.

Denn: Das Universum, das wir durchschauen, ist eine Kugel mit einem Durchmesser von ungefähr 4 mal 1026 Meter (Stichwort "Hubble-Volumen"). Wenn es also nur genug Kugeln dieser Größe mit der gleichen Anzahl von Elementarteilchen darin gibt, muss es irgendwann zwei identische Kugeln geben.

Das ist das einfachste Denkmodell eines Parallel-Universums. Dieser Ort ist etwa zehn hoch zehn hoch achtundzwanzig Meter (10 hoch 1028 Meter) weit von unserer Erde entfernt. Bei dieser Zahl geben die meisten Taschenrechner auf.

Multiversum-Theorie II: Die Vielwelten-Interpretation

Das Multiversum ist zumindest von der Logik her denkbar einfach: Alles gibt es in jeder Version gleichzeitig.
Das Multiversum ist zumindest von der Logik her denkbar einfach: Alles gibt es in jeder Version gleichzeitig.© Shutterstock / vchal

⚰️ Bist du tot und lebendig? Quantenphysiker:innen beantworten die Frage erst, wenn sie nachschauen. Bis dahin bist du beides (Stichwort "Schrödingers Katze"). Diese Unschärfe zwischen zwei Zuständen ist eines der Merkmale der Quantenmechanik, der Physik der kleinsten Dinge.

⛓️ In seiner Doktorarbeit versuchte der Physiker Hugh Everett III, mit der Quantenmechanik das ganze Universum zu erklären. Seine Ergebnisse entsetzten seine Kollegen: Danach existieren zahllose Universen, in denen alle möglichen Zustände und Zeitpunkte gleichzeitig existieren: das Multiversum. Zeit, wie wir sie kennen, gibt es darin nicht. Alles ist immer.

↔️ In dieser Welt spaltet sich das Universum bei jeder Entscheidung auf. In einem Universum biegst du an einer Weg-Gabelung links ab, im anderen nach rechts.

👯 Fazit: Dich gibt es nicht nur doppelt, sondern in allen möglichen Ausführungen - wie in der bizarren Science-Fiction-Komödie "Everything Everywhere All at Once": In einer Quantenversion gibt es dich also mit Hotdogs statt Fingern an der Hand.

🔨 Spoiler: Beweise gibt, gibt’s dafür kaum. Everett erhielt seinen Doktortitel erst, nachdem er die wildesten seiner Deutungen abmilderte.

Im Video: Die Parallel-Welt- Theorie von Stephen Hawking

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Zufällige Naturgesetze gibt es nicht im Multiversum

Wasserstoff: der Stoff, der unserem Universum mit Sternen und Nebeln sichtbare Form und Struktur gibt.
Wasserstoff: der Stoff, der unserem Universum mit Sternen und Nebeln sichtbare Form und Struktur gibt.© NASA / picture alliance / Zoonar | Alexander Limbach

Ein Vielwelten-Universum würden erklären, warum unsere Naturgesetze so zufällig erscheinen. Sie wären nur die Version in einer von unendlich vielen anderen Welten mit jeweils eigenen Naturgesetzen.

Nicht in jeder Welt wäre dann Leben möglich: Wäre die elektromagnetische Kraft, die unter anderem für den Aufbau der Atome verantwortlich ist, beispielsweise um wenige Prozent kleiner: Wasserstoff wäre nie entstanden - und folglich gäbe es weder Sterne noch Leben in ihrer Umgebung, wie wir es kennen.

Multiversum: So groß sind deine Chancen, dir selbst zu begegnen

Einst steht fest: Du wirst dir selbst nie begegnen - egal, in welchem Paralleluniversum du auch bist. Im unendlichen Universum lebt dein Alter Ego so weit weg, dass du es auch mit einem Super-Teleskop nicht sehen könntest. Das Licht hatte seit dem Urknall einfach nicht genug Zeit, diese Distanz zu durchqueren. Da deine Kopie also hinter dieser Beobachtungs-Horizont genannten virtuellen Grenze existiert, bleibt sie dir verborgen. Daher bekommen erst deine Nachfahren in ferner Zukunft deine Kopie zu Gesicht: Wenn das Bild deines anderen Ichs irgendwann mal auf der Erde ankommt.

Auch in der Viele-Welten-Theorie fällt das Rendezvous  mit deiner Version aus. Da du deine jeweilige Quantenwelt immer aus der Froschperspektive erlebst, kannst du die Existenz der anderen Welten nicht bemerken. Denn die Quanten-Universen liegen nicht wie die Zimmer eines Hauses nebeneinander. Vielmehr überlagern sie sich wie die unterschiedlichen Farben eines Bildes.

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Die Logikfehler im Marvel-Multiverse

Dr. Strange alias Benedict Cumberbatch in Quanten-action
Dr. Strange alias Benedict Cumberbatch in Quanten-action© picture alliance / ASSOCIATED PRESS

🎥 In der Marvel-Welt spielt das Multiversum eine zentrale Rolle. Dadurch kommt der Eindruck auf, es handle sich um realitätsnahe Sci-Fi, und nicht um reine Fantasy. Doch stimmt das?

💥 In Spiderman gelangen die Bösewichter mit einem Teilchenbeschleuniger in eine andere Dimension. Aber: Es gibt es keinen schlüssigen Anhaltspunkt, wie sich ein Mensch (oder Superheld) in eine andere Quantenwelt transportieren ließe, in dem man mit hohen Geschwindigkeit subatomare Teilchen aufeinanderprallen lässt.

🧚 In "Avengers: Endgame" reisen die Avengers in die Vergangenheit. Die Überlegung dahinter: Im Multiversum existieren alle Zustände gleichzeitig. Um in die Quantenebene einzutauchen, braucht es lediglich eine Handvoll subatomare Pym-Partikel. Bloß: Diese Fantasie-Teilchen gibt es nicht.

🕰️ In einer Folge von Marvel's Loki geht es um einen "wahren Zeitstrahl", also einer Geschichtslinie, die wichtiger ist als die übrigen. Das mag aus menschlicher Sicht beruhigend klingen. Quantenmechanisch ist das etwa so sinnvoll wie eine Deckenlampe auf der ISS.

💤 Physikalisch gesehen sind die Marvel-Filme in einem Multiversum nur eine zufällige Auswahl einer unendlichen Filmreihe. Falls das Multiversum existiert, gäbe es jeden erdenklichen Marvel-Film - und jedes erdenkliches Ende. Wie langeilig.

Wie realistisch sind Parallel-Welten?

🗡️ Physiker:innen haben sich die Parallel-Universen nicht einfach ausgedacht. Sie sind die Erklärungen von mathematischen Gleichungen (Stichwort „Wellenfunktion“) und wie sie in der echten Welt aussehen könnten. Das ist exakt der Punkt, an dem Physiker anfangen zu streiten.

🧮 Manchmal sind die Rechnungen ganz leicht. Für den Fall eines unendlichen großen Raums ist es einfach eine Frage der Statistik, wann und wo sich auch die unwahrscheinlichsten Phänomene wiederholen - beispielsweise du!

🙈 Am Ende stehen der Mensch sich selbst im Weg. Einstein und Heisenberg haben uns gezeigt, dass das Universum komplizierter ist als die sichtbare und fühlbare Welt, an die wir uns im Laufe der Evolution angepasst haben.

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Quantenphysik: Die Welt der kleinen Dinge

Zeichensetzung für Fortgeschrittene: Werner Heisenberg 1958, Mitbegründer der Quantenmechanik
Zeichensetzung für Fortgeschrittene: Werner Heisenberg 1958, Mitbegründer der Quantenmechanik© picture alliance / SZ Photo

Als Einstein die Welt mit der Relativitäts-Theorie überraschte, mussten die Menschen umdenken. Der Raum ist offenbar nicht ganz gerade, und auch die Uhren ticken nicht überall gleich schnell.

Allerdings machen sich diese Effekte nur auf größeren Distanzen bemerkbar. In der Welt des physikalischen Kleinkleins gelten die Gesetzmäßigkeiten der Quantenmechanik, entwickelt in den 20er-Jahren unter anderem von dem nicht weniger genialen Werner Heisenberg. Sie erklärt uns, wie sich die kleinsten Teile, die Elementarteilchen, verhalten.

Unglücklicherweise lässt sich die Relativitätstheorie nicht mit der Quantenmechanik verbinden. An der Weltenformel, die beide Theorien vereinigt, bissen sich bisher noch alle großen Physiker die Zähne aus - Einstein inklusive.

Häufige Fragen zu Parallel-Universen

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